Am Thema künstliche Intelligenz kommt heute kaum mehr ein Unternehmen vorbei. Doch wie damit umgehen, wie einführen, wie nutzen – und vor allem: Wie kann ein Unternehmen wirklich Nutzen aus künstlicher Intelligenz ziehen? Genau dazu lud BE-terna, Implementierungspartner für Business Software mittelständischer und großer europäischer Unternehmen, in den O2 Tower nach München ein.
Michael Sullmann, Data Analyst bei BE-terna
„Uninformierte Entscheidungen sind das teuerste Risiko für Unternehmen“, stellt Michael Sullmann, Data Analyst bei BE-terna, in seinem Vortag klar.
Das ist sicher keine neue Erkenntnis, sie führt aber gut vor Augen, warum der Umgang mit Zahlen, Daten und Informationen so wichtig ist und warum Unternehmen sich schon lange mit Wissensmanagement beschäftigen.
Künstliche Intelligenz hebt das Thema auf ein neues Niveau. Sorgte klassische Business Intelligence vor allem für eine clevere Datenvisualisierung, ermöglicht KI das Aufspüren und Darstellen von Zusammenhängen: Wenn Zahlen und Kontext mit Generativer KI zusammenfließen, dann entsteht neues Wissen – was wiederum zur Grundlage von Unternehmensentscheidungen genutzt werden kann. In diesem Sinne kann künstliche Intelligenz dazu beitragen, Risiken zu minimieren.
Chris Malloy, Senior Business Development Manager bei BE-terna
Künstliche Intelligenz kann darüber hinaus die digitale Prozessautomation vorantreiben. Chris Malloy, Senior Business Development Manager bei BE-terna, zeichnete in seinem Vortrag den Weg von der Robotic Process Automation (RPA) über die Intelligent Automation hin zu Agentic AI Systems auf: Fing die Automatisierung in der IT zunächst mit überschaubar einfachen Prozessen an, stiegen die Anforderungen an Flexibilität, die heute schließlich mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erfüllt werden können. Dabei warnte er aber davor, KI als Allheilmittel anzusehen. Ein einfaches Beispiel, warum das nicht funktioniert: „Chat GPT 5 sagt über sich selbst, es würde sich einen IQ-Wert von 150 bis 160 zuschreiben. Gleichzeitig gibt es das System zu: ChatGPT kann Fehler machen“, sagte Malloy.
Deshalb kommt es darauf an, den Einsatz von künstlicher Intelligenz selbst intelligent und überlegt zu starten. Dabei unterstützt BE-terna seine Kunden.
BE-terna folgt dabei einem 3-Phasen-Plan seines KI-Programms: In der Activation Phase wird der Status quo eines Unternehmens ermittelt und Anwendungsbeispiele für KI werden erarbeitet. In der Pilotphase werden Mitarbeitende geschult, ein erster Proof of Concept wird technisch umgesetzt. Und schließlich wird in der Scaling Phase der Einsatz von KI auf mehrere Use Cases ausgeweitet, begleitet durch KI-Coaching und -Support durch BE-terna.
Chris Malloy zeigt, wie schnell technologische Entwicklungen wie KI Realität werden
Mit dem Einstieg in die KI-Welt sollten Unternehmen nicht lange warten, sagte Malloy: „Es kommt alles viel schneller, als wir uns es vorstellen können.“
Als plakative Beispiele – nicht ganz ernst gemeint – hatte er aus der Serie Star Trek/Raumschiff Enterprise genannt: Bei der Produktion der Science-Fiction-Serie im Jahr 1966 hatte man einen aufklappbaren Communicator dem Jahr 2265 zugeschrieben – Motorola brachte ein entsprechendes Klapp-Handy 1995 auf den Markt. Ähnlich verhält es sich mit dem Kommunikations-Tool mit Übersetzungsfunktion, das Captain Picard nutzt – im Film 1987 für das Jahr 2364 vorgesehen, als Produkt gerade von Apple als neueste Generation der AirPods vorstellt.
Ein Unternehmen, das KI bereits nutzbringend einsetzt, ist die vkw, Tochterunternehmen eines Energieversorgers in Vorarlberg. Mit rund 200.000 Kunden bekommt das Unternehmen sehr viele Kundenanfragen – die bislang einfach den Mitarbeitenden zugeordnet wurden. Doch mit Unterstützung durch BE-terna entwickelte das Unternehmen innerhalb von einem halben Jahr eine KI-Anwendung, die E-Mails intelligent auswerten und themenspezifisch den passenden Fachleuten unter den Mitarbeitenden weiterleiten kann. Das Training der KI übernimmt das Support-Team selbst. So lernt die KI auf kurzem Wege, wie mit Anfragen am besten umgegangen wird. Der Vorteil dieses Systems: vkw konnte nicht nur seine Antwortzeiten deutlich senken. Vielmehr schuf der Energieversorger damit auch Kapazitäten, in denen Mitarbeitende neue Themen bearbeiten und Kunden darüber informieren können. Ging es früher vor allem um klassische Stromversorgung und -abrechnung, gewinnen Themen wie erneuerbare Energien, Anschluss privater Photovoltaikanlagen und Ladestationen für die Elektromobilität an Bedeutung. Mit dem Einsatz von KI kann vkw jetzt auch neue Produkte und Lösungen anbieten und dafür den entsprechenden Support für seine Kundschaft leisten.
Ein weiteres Beispiel für den nutzenbringenden Einsatz von KI stellte BE-terna vor: Ein mittelständisches Speditionsunternehmen konnte dank KI die manuelle Bearbeitung von Aufträgen, Bestellungen, Rechnungen, Lieferscheinen und Angebotsanfragen automatisieren und die erforderlichen Informationen in die zuständigen ERP-, CRM- und Logistikapplikationen übertragen. Dadurch konnte nicht nur die Verarbeitung von unstrukturierten Daten fehlerfrei umgesetzt werden. Vielmehr konnten durch die Entlastung der Mitarbeitenden in der Disposition die Kosten um 68 Prozent gesenkt werden.
Till Jonas Fuhlbrück, Director Data & AI bei O2 Business
Solche Beispiele mögen beeindrucken – doch sie zeigen auch eines auf: „KI ist eine mächtige Technologie, die es schnell zu nutzen gilt. Denn KI steht grundsätzlich jedem Unternehmen zur Verfügung – auch dem Wettbewerb“, sagte Till Jonas Fuhlbrück, Director Data & AI bei O2 Business. Das weiß auch O2 Business. O2 Telefónica als Unternehmen hinter der Marke O2 Business versteht sich deshalb selbst als „AI first company“: KI ist strategischer Schwerpunkt des Unternehmens und soll breitflächig eingesetzt werden. 150 KI-Anwendungen nutze seine Organisation bereits, so Fuhlbrück. Den größten Mehrwert von KI sieht er im Kundenumfeld:
„Virtuelle Bots können unserer Kundschaft helfen. Damit können wir nicht nur Kostenpotenziale im Support heben, sondern auch die Kundenzufriedenheit beispielsweise durch kurze Antwortzeiten heben.“ Zur KI-Strategie von O2 Business gehört zum einen die Bildung von Skills und Talenten in der eigenen Belegschaft, zum anderen auch die klare Maßgabe: Build or Buy. „Bevor wir eine Lösung selbst erstellen, suchen wir auf dem Markt, ob es nicht schon etwas Ähnliches gibt. Das macht uns schneller“, betont er. Und beim Lernen mit und für KI kommt es auf Geschwindigkeit an – um vor dem Wettbewerb davon zu profitieren.