Wer ein Start-up gründet, hat eine gute Idee und bringt viel Enthusiasmus mit. Doch wie bringt er die an Unternehmen und Menschen, die sich dafür interessieren könnten? Wayra, Open Innovation Hub von O2 Telefónica, unterstützt Start-ups und kann vor allem mit O2 Telefónica selbst oder gleich mit der O2 Business Customer Base die gewünschte Zielgruppe bieten. Davon profitieren alle Beteiligten: Das Start-up findet ein hervorragendes Umfeld, in dem die Entwicklung des eigenen Produktes gleich für die Praxis vorangetrieben wird. O2 Telefónica ergänzt seine eigene Unternehmensentwicklung durch externe Kreativität. Und die Kundschaft von O2 Business auf frische Ideen und neue Lösungen zugreifen. Im Interview stellt Nicole Hrusa, Senior Venture Development Manager bei Wayra und zuständig für den B2B-Bereich vor, wie das konkret aussieht.
Nicole Hrusa, Senior Venture Development Manager bei Wayra Germany
Redaktion: In Deutschland gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Start-up-Zentren. Wie unterscheidet sich da Wayra von den anderen?
Nicole Hrusa: Wayra arbeitet nach dem Venture-Client-Modell. Das bedeutet: Start-ups erhalten nicht in erster Linie Kapital, sondern vor allem Zugang zu O2 Telefónica als Kundschaft – mit realen Projekten, Pilotierungen und der Chance, ihre Lösungen im Markt zu skalieren. Das ist entweder O2 Telefónica selbst – etwa wenn die Mitarbeitenden eine Lösung für ihre Arbeit suchen, die im Konzernumfeld nicht existiert – oder er kommt aus der millionenfachen Kundschaft von O2 Telefónica. Dort können Start-ups in Trials zeigen, ob ihre Lösung auch den Reality-Check besteht.
Redaktion: Wie finden denn Wayra und Start-ups überhaupt zusammen?
Hrusa: Wir betreiben intensiv unser Scouting nach interessanten Start-ups selbst. Wir gehen auf Messen, pflegen unser Netzwerk zu anderen Start-up-Zentren, zu Inkubatoren, zu Tech-Zentren. Viel läuft auch über persönliche Kontakte, über Alumni, deren eigenes Start-up schon von Wayra gefördert wurde. Zudem sind wir jederzeit offen für Bewerbungen und Empfehlungen.
Redaktion: Auf welche Art von Start-up fokussiert sich Wayra denn?
Hrusa: Wir konzentrieren uns nicht nur auf Early-Stage-Unternehmen mit neuen Geschäftsideen im Bereich Telekommunikation und Netzwerke, sondern auch auf bereits etablierte Start-ups mit einem stabilen Annual Recurring Revenue und ersten großen Kundschaft. Das können Anwendungen für den internen Gebrauch bei O2 Telefónica sein, aber auch für Externe, die Netzwerkservices von O2 Telefónica nutzen.
Diskussionsrunde mit dem Management von Telefónica Deutschland bei Wayra im O2 Tower München.
Redaktion: Wie sieht dann konkret der Nutzen für Start-ups aus, wenn sie mit Wayra arbeiten?
Hrusa: Zum einen bieten wir in unseren neuen Büroräumen in der 34. Etage des O2 Towers in München ein tolles, kreatives und modernes Arbeitsumfeld. Zurzeit gibt es 16 Start-ups, die als Residents bei uns, aber auch flexibel im Homeoffice arbeiten. Entscheidend ist, dass bei Wayra die Start-ups den direkten Kontakt zu denen herstellen können, die die Lösungen tatsächlich einsetzen können. Das sind Mitarbeitende aus den unterschiedlichsten Fachabteilung von O2 Telefónica. Sie wissen genau, welche Lösungen sie für ihre Arbeit benötigen und bringen darüber hinaus Marktverständnis für die Telekommunikationsbranche sowie die Bedürfnisse von B2C- und B2B-Kundschaft mit.
Im O2 Tower ist es leicht, miteinander ins Gespräch zu kommen. Darüber hinaus verfügen wir über mehr als zehn Jahre Erfahrung mit dem Venture-Client-Modell und setzen dieses in Deutschland sehr erfolgreich um. Das bestätigt das Capital-Magazin: In der Studie „Konzerne auf den Spuren von Start-ups 2021“ wurde Wayra als bestes Innovation Lab Deutschlands ausgezeichnet. Hinzu kommt: Im Ranking der „kerngeschäftsnahen Innovationen – Service“ belegte Wayra den 2. Platz hinter Eurowings Digital & Lufthansa Innovation Hub Munich Startup.
Diese Kombination aus echter Business-Nähe, Pilotprojekten in engem Austausch mit Fachbereichen und nachweislicher Innovationskraft macht unseren Ansatz für Start-ups besonders wertvoll.
Redaktion: Hast du ein paar Beispiele für Start-ups und deren Entwicklung, wie die in das Wayra-Konzept passen?
Hrusa: Selbstverständlich. Das Start-up Bliro zum Beispiel hat einen KI-Assistenten entwickelt, der Gespräche transkribiert und zusammenfasst. Er funktioniert unabhängig von einer bestimmten Kommunikations-App, ist also nicht auf ein Videokonferenz- oder Chatsystem begrenzt. Das funktioniert auch offline. Das Gespräch braucht nicht aufgenommen zu werden, sodass das System gut geeignet ist, unsere europäischen und deutschen Datenschutzregeln korrekt einzuhalten. Der Bliro AI Meeting Assistant kann in jedem Unternehmen nützlich sein – wie bei Wayra und O2 Business, aber auch alle, mit denen wir zusammenarbeiten. Eine tolle B2B-Anwendung, die wir nach eigenem Test und praktischem Einsatz unserer Kundschaft empfehlen können.
Ein anderes Beispiel ist das Unternehmen Insider Navigation, das ein Navigationssystem entwickelt hat, das über Mobilfunknetze auch in Gebäuden funktioniert. O2 Business hat das schon einmal auf der Hannover Messe vorgestellt – als praktische Anwendung konnten sich Interessierte über die App von Insider Navigation an den Stand von O2 Business leiten lassen. Über diese Lösung lassen sich auch Wartungsarbeiten leiten und sie bietet Asset-Tracking und -Tracing an, sodass es jede Menge B2B-Einsatzbereiche gibt.
Und eine dritte Lösung, die aus der Wayra Community kommt, ist von Loyee: Das KI-basierte Recherchesystem kann rohe Unternehmensdaten aggregieren, ergänzen und definierter Attribute priorisieren, sodass sie brauchbar für die Akquise werden. Damit kann etwa die Telefonakquise deutlich verbessert werden. Vor dem Anruf braucht man nicht mehr selbst alle möglichen Informationen eines Unternehmens in stundenlanger Recherche zusammenzusuchen. Das lässt man die App erledigen. So etwas kann jedes Unternehmen gebrauchen, das sich intensiv um Neukundschaft bemüht.
Informieren, diskutieren, Kontakte herstellen und pflegen, arbeiten – Wayra ist bietet im O2 Tower die perfekte Arbeitsumgebung für Start-ups.
Redaktion: Wie geht es mit Start-ups weiter, wenn sie während ihrer Zeit bei Wayra ihre Lösung entwickelt haben?
Hrusa: Dann prüfen wir mit O2 Telefónica und O2 Business, ob wir die Lösung selbst unternehmensweit einführen, ob wir gegebenenfalls ein Angebot für unsere Kundschaft entwickeln oder ob wir sie über unsere Kanäle promoten und so den Vertrieb erleichtern.
Ein Beispiel dafür ist das Sicherheitsangebot O2 Webguard von O2 Business. Darin kommt die Lösung zum Einsatz, die das Wayra-Start-up Walebone entwickelt hat. Sie prüft nicht nur Links im Browser, ob sie potenziell gefährlich sind, sondern sie funktioniert auch in Mails und SMS. Seit April bieten O2 Business und O2 die Lösung O2 Webguard an, die in einigen Mobilfunktarifen bereits integriert ist – für mehr Sicherheit auf Smartphone, Tablet und Co.
Redaktion: Vielen Dank für das Interview. Wir sind gespannt, welche Ideen wir noch von Start-ups erwarten können, die in ihrer Anfangsphase von Wayra begleitet wurden.